FOSSIL
Das Wort „Fossil“,
heute in der deutschen Sprache zumeist simplifizierend gleichgesetzt
mit dem Begriff „Versteinerung“, wurzelt in der lateinischen
Sprache und zwar dort in den Wörtern FOSSA (der Graben) und FOSSILIS
(ausgegraben). Der Terminus bezeichnet also initial von Erde
befreites beziehungsweise ehemals Überdecktes, Vergrabenes und
bezieht sich somit auf Mineralien, vergrabene Gegenstände oder Reste
von Lebewesen. Über viele Epochen der Menschheit hinweg entwickelte
das Ausgraben von Vergrabenem eine wachsende Faszination, zum
Beispiel bei Suche und Förderung wertvoller Mineralien (Gold,
Edelmetalle, Industrierohstoffe), der Freilegung archäologischer
Stätten (Bauwerke vergangener Kulturen und versteckte Schätze) oder
der Grabstättenforschung, wobei letztere einer nicht ganz klar zu
entschlüsselnde Antriebskraft unterliegen muss, denn unzählig sind
die Forschungsreisen und Expeditionen in ferne Länder um dort
Jahrhunderte bis Jahrtausende alte Leichen aus dortigen Friedhöfen
wieder ans Tageslicht zu holen und diese Funde beispielsweise in Form
von Mumien dann erneuert in unseren Museen auszustellen, in Form von
Knochensplittern in religiösen Schreinen andächtig verehrend
aufzubewahren oder sogar ganze Gebeinteile von menschlichen Skeletten
zur Innenraumdekoration bestimmter Kirchen, der Gebeinhäuser - zum
Beispiel in Solferino, zu verwenden.
Beerdigtes Verstorbenes
wird also nicht immer selbst wieder zu Erde sondern bleibt, je nach
Umweltbedingungen der Lagerstätte, möglicherweise sogar sehr lange
erhalten oder verwandelt sich in Stein. Die religiöse Triebkraft,
die den Menschen dazu bringt, sich mit toten Körperresten zu
beschäftigen, mag in der biblischen Vision begründet sein, dass
eine Frau, die sich auf dem Exodus aus den besonders sündigen
Gemeinden Sodom und Gomorrah, einem vorchristlichem Pornosumpf also,
befand, nostalgisch umdrehte und zurückblickte, was dazu führte,
dass sie mineralische Form annahm indem sie zu einer Salzsäule
erstarrte. Diese erste vorwissenschaftliche Beschreibung der
Versteinerung eines Lebewesens, welches desweiteren namelos bleibt
und nur als „Lot´s Frau“ in der Bibel registriert wurde, ist mit
Sicherheit Bestandteil des immer mehr zunehmenden Interesses bei der
Beschäftigung mit Petrefakten, Fossilien oder Versteinerungen, wie
diese ausgegrabenen oder ansonsten freigelegten Phänomene des Lebens
ab dem europäischen Mittelalter auch benannt wurden. Gewagt erscheint auf den ersten Blick hin diese metaphorische Gedankenbrücke zwischen biblischer Geschichtsschreibung und paläontologisch-naturwissenschaftlicher Begriffsbildung, doch wird der Symbolgehalt des "zu Mineral Erstarrens" von Lot´s Frau und dessen Bezug zur Fossil-Lehre im weiteren Verlauf der Bibel-Historie noch dadurch verstärkt, dass in der Folge eine der Enkel-Generationen der "Versteinerten" die Begründer des Volksstammes der Ammoniter wurden, was nun tatsächlich einen direkten Bezug zur späteren naturwissenschaftlichen Namensgebung von Versteinerungen herstellt.
Zum zweiten Urgrunde der
jahrhundertealten und stetig wachsenden Fossil-Faszination führen
uns künstlerisch-bildhauerische Darstellungen der
griechisch-ägyptischen Fruchtbarkeitsgottesgestalten Ammon und Ra
oder Re, deren an die Faunen- und Teufels-Darstellungen und den
Hirtengott Pan erinnernden, gewundenen Widder-Hörner verblüffende
Ähnlichkeiten mit den Naturformen versteinerter Meereslebewesen
aufweisen. Diese letzteren, nach ihren künstlerischen Vorbildern
Ammonshörner oder Ammoniten genannten Lebewesen, bildeten vor
Jahrmillionen eine heute ausgestorbene Gruppe der Cephalopoden
(Kopffüssler / Calamare, Tintenfische), deren Kalkschalen bisweilen
in versteinerter Form erhalten in der Natur gefunden werden können.
Zwei akademische
Wissenszweige der Naturwissenschaften beschäftigen sich seither mit
Fossilien und zwar die Paläontologie, die versucht, die
Entstehungsgeschichte und Wandlungsprozesse der Jahrmillionen der
Evolution der Lebewesen anhand von systematischen
Fossilien-Sammlungen theoriebildend zu belegen und nachzuweisen und
die Forensik, die sich in diesem Zusammenhang aber hauptsächlich mit
Neo-Fossilien beschäftigt, also den Umwandlungsprozessen und
mineralischen Metamorphose-Produkten der Zersetzung von organischem
Körpermaterial beispielsweise in Massengräbern nach militärischen
Konflikten oder Ethnoziden.
Neben der akademischen
oder naturwissenschaftlich interessierten Welt wird der
Fossil-Themenstrang aber auch verwoben mit der Ebene der Kunst und
des Kommerzes. Wie schon am Beispiel der Ammonshörner oder Ammoniten
angedeutet, inspirieren Funde von versteinerten Lebewesensresten in
der Natur insbesondere auch die künstlerische bildhauerische
Aktivität, so dass zahlreiche Nachbildungen und Repliken der
Naturformen der Fossilien entstanden sind und im Entstehen begriffen
sind, die insbesondere auf Grund der immer perfekter werdenden
synthetischen Nachbildungsmöglichkeiten nicht dazu beitragen, dass
die Erkennung, ob ein Fossil tatsächlich aus der Natur entstammt
oder ob es künstlerisch-technisch nachgebildet wurde, erleichtert
würde.
Desweiteren trägt die
wachsende Faszination der Menschen an Fossilien und die in der Natur
aber eher selten zu findenden, nur limitiert vorhandenen und heute
auch geschützten Originale von versteinerten Lebewesen mit dazu bei,
dass Fossilien für Ausstellungs-, Lehr- und Konsumzwecke
(Andenken-Handel) kopiert oder künstlich erzeugt werden, mit heute
so präzisen und perfekten Nachbildungstechniken, dass weder Laie
noch Fachmann sicher sagen könnten, ob eine Versteinerung natürlich
entstanden sei und in der Natur gefunden oder synthetisch erzeugt
wurde. Dies ist aber auch nicht verwerflich, denn begeistert sich ein
Adoleszenter für einen prächtig angeschliffenen, mineralisierten
Ammoniten, bewegt seine Eltern dazu, diesen auf einem Kunstmarkt zu
kaufen und bewahrt diesen dann zu Hause als Reliquium jahrzehntelang
auf, so begründet die dahinterstehende potentielle
„Fälschungstechnik“ doch zumindestens ein ernsthaftes Interesse
an Naturzusammenhängen und eine Wertschätzung für das Leben,
während der Kauf einer Plastikpistole am benachbarten Marktstand
eben eine ganz andere Entwicklungsdynamik fördern würde.
Fazit : Fossilien sind
relativ sicher „echt“, wenn man sie an typischen
Fossilfundstellen selbst in der Natur sucht und findet. Bei gekauften
Fossilien besteht immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor, ob die
Versteinerung synthetisch erzeugt oder in der Natur gefunden wurde.
Somit unterscheiden sich Fossilien nicht von Edelsteinen, die ebenso
natürlich vorkommen wie synthetisch erzeugt werden können. Doch
auch bei Naturfunden von Gesteinsbrocken mit Versteinerungen ist zu
berücksichtigen, dass durch die jahrhundertelange anthropogene
industrielle Aktivität auch in der Natur viele künstlich vom
Menschen erzeugte Gesteinsschichten abgelagert wurden und Unmengen
von Material aus industriellen Metall-Schmelz oder Synthese-Prozessen
wieder in die Natur gelangt sind, in welche bisweilen Lebewesensreste
anthropogen eingelagert worden sein könnten, denkt man
beispielsweise nur an mittlerweile erodierte Betonbrocken von
gesprengten Bunkern an Meeresküsten, deren Bausand Kalkschalen von
rezenten Muscheln und Schnecken enthalten hatte.
Genesis
Nach diesen einleitenden
Gedanken über die Entstehung des Fossil-Begriffes und die
Authentizität dessen, was wir als Fossilien finden oder dargeboten
bekommen können, ist es aber zuerst notwendig, sich der Frage der
natürlichen Entstehung von Versteinerungen überhaupt zuzuwenden,
ohne damit den synthetischen Fossil-Produzenten den Wert derer
Technologien mindern zu wollen.
Der Mensch tendiert in
Allem, was er zu verstehen und mental zu bewältigen versucht,
Vereinfachungen zu konstruieren und das Beobachtete und Entdeckte in
ein „System“ einzuordnen, welches so gestaltet sein muss, dass
die darauf basierenden logischen Welterklärungsmodelle nicht ins
Wanken geraten dürfen. Gerät der Mensch bei seiner Erklärungssuche
an die Grenzen des Erklärbaren und der Logik, so bemüht er gerne
die Religion und den Glauben an Gott, der eben alles erschaffen hat.
Tatsächlich ist es
schwierig, für ein 500 Millionen Jahre altes versteinertes
Naturrelikt genau dessen Genese zu rekonstruieren und dabei alle
Faktoren zu berücksichtigen, die auf die Metamorphose vom Lebewesen
bis zu seiner steinernen Abbildung eingewirkt haben. So existierte an
jedem Ort der Welt Leben, doch die Umwandlungsprozesse vom Lebewesen
zum Stein müssen an jedem Ort der Welt natürlich Andere gewesen
sein. Wichtig für die Erhaltung eines Lebenskörpers nach seinem
Tode sind die Konditionen seiner Einbettung in überdeckendes
Substrat und dessen mineralische Zusammensetzung sowie die
klimatischen und atmosphärischen Faktoren die desweiteren auf die
Lagerstätte eingewirkt haben können.
Prinzipiell mag gelten,
dass sich weiche organische Substanz sich schneller zersetzt als
feste Körperbestandteile wie Knochen, die selbst bereits mineralisch
aus Kalk aufgebaut sind. Daraus wird deutlich, dass bereits im Leben
mineralisierte Körperbestandteile, die aus Silikat-Kristallen
mitaufgebaut sind, länger Bestand haben als Körperweichteile.
Silikate existieren als Körperbausteine zum Beispiel bei
Säugetieren, Reptilien und Vögeln in Knochen und Zähnen, bei
Weichtieren in Muschelschalen, Schneckenhäusern, Seeigelskeletten
und Seelilien sowie bei Korallen in den phänomenalen, mineralischen
Bauwerken, welche durch Abscheidung von Kalk nach Verdauungsprozessen
dieser marinen Polypen entstehen. Kalkfelsbildung als Relikte
ehemaliger mariner Korallenriffe über Jahrmilliarden hinweg hat
somit die eindrucksvollsten, phänomenalsten und grössten
Konstruktionsbauwerke der Biomineralisation oder Fossilisierung
entstehen lassen : die weltweiten Kalkgebirge, welche im Prinzip aus
organischem Verdauungsmaterial zusammengesetzt sind.
Silikat-Lagerstätten organischer Genese müssen aber auch in Folge
der natürlichen Kompostierung pflanzlichen Materiales entstanden
sein, denn auch viele Pflanzen insbesondere Gräser, sind aus
Silikat-Kristallen mitaufgebaut, die bei letzteren zur Stabilität
der Pflanzenstengel beitragen.
Die reichsten und
ergiebigsten Fossil-Fundstätten sind also Kalkfelsen und
Kalkgebirge, die in ihrer Masse selbst aus den Überresten von
Lebenskörpern – Korallen und Seelilien - aufgebaut sind. In den
Zwischenräumen und Spalten dieser sessilen Bestandteile ehemaliger
Korallenriffe lagerten sich dann andere Überreste von mobilen
Meereslebewesen ein, insbesondere Muscheln, Meeresschnecken und
Brachiopoden, so dass faktisch jedes Stück Kalkstein mehr oder
weniger reich aus Fossilien zusammengesetzt ist. Der initiale
Versteinerungsprozess ist dabei heute am anschaulichsten an den
Kalkfelsen der Mittelmeerküsten zu beobachten und nachzuvollziehen,
wo sich in Ritzen und Spalten des Gesteines in der
Spritzwasser-Gezeitenzone Muschelschalen und Schnecken festsetzen und
dort durch Salzkrusten nach Verdunsten des Seewassers unter
Sonnenlichteinwirkung mit dem Kalkgestein verklebt werden. Salz,
Sonne, Hitze, Feuchtigkeit und der sich zersetzende organische
Weichkörperbestandteil bilden einen biologischen Minireaktor, in
welchem je nach Kontinuität der Aussenfaktoren und der Grösse des
Lebewesens sehr schnell eine Biomineralisation einsetzt, die den
angeklebten Meerestierkörper im Laufe der Zeit zum mehr oder weniger
festen Bestandteil des Küstenfelsens werden lässt. Man könnte
diesen aktuellen Fossilisierungsprozess als neogene Biomineralisation
oder rezente Fossilbildung bezeichnen. Die nachfolgende Abbildung
zeigt eine Muschelkalkschale die in ihrer Lebensform noch
weitestgehend erhalten ist aber schon fest mit dem darunterliegenden,
noch in Bildung begriffenen, silikatigen Küstenfelsgestein
verschmolzen bzw. in Folge von Biomineralisation verklebt ist.
Weniger gut zu beobachten
und vermutlich deutlich langsamer sind Fossilisierungsprozesse von
Lebewesen, die nach dem Absterben auf den Seeboden sinken und dort
langsam oder schnell von Substrat überlagert werden, wobei das
Substrat (Sediment) je nach Ort vermutlich feiner oder gröber ist,
andere mineralische Zusammensetzungen hat und länger oder kürzer
von See- oder Meereswasser überdeckt, also von atmosphärischer Gas-
und Temperatureinwirkung frei bleibt. Nach dem Austrockenen eines
Meeres oder Sees im Zeitrahmen von Erdzeitaltern ist somit das
Fossilien bergende Sediment entweder von einer Salzkruste überdeckt
oder salzfrei, was unterschiedliche Biomineralisationsprozesse bei
nachwirkender Regenwasser bzw. Süsswassereinwirkung zur Folge hat,
die in den Sedimentschichten eingesickert Mineralien auflöst und
umkristallisieren lässt. Die Frage der Korngrösse und mineralischen
Zusammensetzung des Sediments ist desweiteren ebenso für die Form
der späteren Versteinerungsbildung mitverantwortlich. Lösen sich
beispielsweise die Körperweichteile eines grösseren Schalentieres
in sehr feinem Substrat auf und sickern so langsam in die
feinsandigen Zwischenräume, die das in Feinsand eingebettete
Lebewesen umlagern, so kann sich dort je nach Zusammensetzung der
einwirkenden chemischen Komponenten und Temperatur eine Art
Bioklebstoff bilden, der das Sediment so verfestigt, das sich –
Millionen Jahre später – das nun in weiches Sediment-Gestein
eingelagerte Fossil in einer festeren Gesteinskugel (Sinterknolle)
befindet.
Festere Gesteine bilden
sich unter erhöhtem Druck und Temperatur, was voraussetzt, das die
fossilführende Bodenschicht in Folge von Tektonik oder
geophysikalischen Prozessen von anderen Gesteinsmassen überlagert
wurde, oder nach Schmelzvorgängen, wie sie in der Natur im
Zusammenhang mit Vulkanismus auftreten. Im Verlauf der Erdgeschichte
wurden so Kontinente und Gebirge aufgewölbt oder abgesenkt und
anschliessend verdeckte Gesteinsschichten durch Erosion wieder
freigelegt oder durch Tektonik umgelagert. Aus diesen
Mega-Umwandlungen der Erdoberfläche über den Varlauf von Hunderten
Millionen Jahren ergeben sich Vielzahlen unterschiedlichster
Mineralisationen und Erhaltungsformen von Versteinerungen. Wenige von
diesen sind bis ins letzte Detail in ihrer Genese erklärbar,
betrachtet man insbesondere das Phänomen der Flintsteine
(Feuersteine, Pedernal) und die in ihnen eingebetteten Fossilien.
Berühmt für ihren hohen
Fossilgehalt in bemerkenswert detaillierten Erhaltungszuständen sind
die Kohlemineral-Lagerstätten der Stein- und Braunkohle, welche
weltweit zwecks Energierohstoffgewinnung stark abgebaut werden und
die deswegen im Verschwinden begriffen sind. Steinkohle wird als
ehemals organisches, pflanzliches Material, das sich in meterdicken
Schichten an den heutigen Lagerstätten angesammelt hat und dann
schnell, nach plötzlicher Überdeckung mit anderen Gesteinsschichten
unter relativem Luftabschluss mineralisiert ist. Wie man sich genau
diesen Gesteinsbildungsprozess vorzustellen hat ist noch nicht
schlüssig dargestellt, verwesen doch bei natürlichen
Kompostierungsprozessen die organischen Pflanzenbestandteile
vollständig, so dass in meterdicken Komposthumusschichten
urzeitlicher Tropenwälder kaum Details von Blättern oder Rinden zu
finden sein dürften.
Seltene, vollständige
Tierkörpererhaltungen findet man bei Fossilien aus ehemaligen
Asphalt-Seen, die im Laufe der erdgeschichtlichen Zeitalter
austrockneten, wobei sich dann das ursprüngliche Einbettungsmaterial
in Ölschiefer umgewandelt haben könnte und in aus Stammrinden
ausgetretenen Baumharzen, die anschliessend zu Bernstein
mineralisierten. Asphalt und Harz garantieren bei der Einbettung von
organischem Material vollständigen Luftabschluss, so dass der so
konservierte Tierkörper über erdgeschichtliche Zeiträuime hinweg
in allen seinen Bestandteilen erhalten geblieben sein kann.
Vollständige Körpererhaltungen nach nicht anthropogen gesteuerter
Mumifizierung sind aber auch aus Erdteilen mit besonders ariden Zonen
und extrem niedriger Luftfeuchtigkeit bekannt oder aus Salzwüsten,
wobei das dort angesammelte Salz und sich schnell über den
Tierkörpern ablagernde Salzkrusten den dort verendeten Lebewesen
sofort jegliche Flüssigkeit entziehen und so deren Körper
konservieren.
Auch Eruptivgesteine
(metamorphe Gesteine) können theoretisch Lebenskörper einbetten,
wenn diese dabei nicht selbst durch die wirkenden hohen Temperaturen
verglühen oder aufgeschmolzen werden. Allerdings ist zu vermuten,
dass solche Fossilerhaltungen wegen der Hitzeeinwirkung nicht mehr
viele Details des ursprünglichen Körperbaues erkennen lassen,
sondern dieser sich in kristallin-mineralisierte Erhaltungsformen
umwandelt, wie am nachfolgend abgebildeten Beispiel eines
Silikateinschlusses in einem Granit-ähnlichen Gesteinsbruchstück
dargestellt.
Eine weitere oft sehr
fossilienreiche Gesteinsart sind die Sandsteine als geologische
Folgeprodukte ehemaliger Sedimentablagerungen von Gewässern in
Ebenen. Naturgemäss sind in diesen Gesteinen fossile
Erhaltungsformen von Wasserlebewesen in Form von Kalkgehäusen zu
erwarten, aber es existierern ebenso Berichte auch von Skelettfunden
von Säugetieren in ehemaligen Ufersanden. Hintergrund dieser
Ansammlungen von Lebewesen ist vermutlich der plötzliche Einbruch
von Phasen extremer klimatischer Kälte (Eiszeiten), die zum
Massensterben von Säugetieren, Vereisung, Vergletscherung,
Permafrostböden und der darin möglichen, tiefgefrorenen Erhaltung
ganzer Tierkörper geführt haben könnte. Aus Permafrostböden in
Nordostrussland sollen so angeblich im vergangenen Jahrhundert von in
stalinistische Arbeitslager Verbannten tiefgefrorene Körper von
eiszeitlichen Mammuts ausgegraben worden sein, deren gefrorenes
Fleisch angeblich noch konsumierbar gewesen sein soll.
Auch eiszeitlichen
Gesteinsbildungsprozessen wird die Entstehung des bereits zuvor
erwähnten Flintsteines zugeordnet, doch ist dessen Genese noch nicht
vollständig nachvollziehbar erklärbar. Flint ist of sehr
reichhaltig mit versteinerten Lebewesen durchsetzt, insbesondere
findet man darin fossile Seeigel und Seelilienreste Kalkschwämme und
Foraminiferen (Diatomeen / Kieselalgen), also typische Korallenriff-
oder Meeresbodenbewohner. Flintstein selbst ist fast vollständig aus
reinem Silicium oder Silikaten zusammengesetzt, also einem
potentiellen Umwandlungsprodukt ehemaliger prähistorischer Biomasse
und bildet ein sehr hartes Gesteinsmaterial, Doch bleibt es ein
Rätsel, wie Seeigel und Seelilien in Biomasse eingebettet zu Stein
geworden sein sollen.
Zur Theoriebildung der
Fossil-Feuerstein-Entstehung könnte die Annahme beitragen,
urzeitliche Meeressäuger könnten den Meeresboden und Riffe
abgeweidet haben und die unverdaubaren Kalkschalenreste zuerst im
Körper in einer Ambra-ähnlichen Masse abgeschieden und dann
exkretiert haben. Prähistorisches Ambra (Amber, Agtstein) könnte
sich dann unter extremer Klimaeinwirkung, Salzeinwirkung und durch
Biomineralisation bei Kälte in Siliciumkristalle umgewandelt haben.
Eine weitere These für die Flintstein-Entstehung, der bisweilen
meterdicke Lagerstätten bildet, wäre die Vorstellung, Kieselalgen
hätten sich beim prähistorischen Austrocknen von Gewässern an
bestimmten Stellen konzentriert und in der Folge Kieselsäure
gebildet, die dann wieder in Form des Silicium-Gesteines Flint oder
Kieselgur auskristallisierte und so andere Lebewesen als Fossilien
eingebettet. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen
Seelilien-Stielglieder und einen Seeigel oder Kalkschwamm in
Feuerstein.
Nach dieser sicher noch
nicht vollständigen Betrachtung der Vielzahl der Vorstellungen und
des Wissenssstandes über die Entstehung versteinerter
Erhaltungsformen von urzeitlichen Lebewesen bleibt noch zu
berücksichtigen, dass neben den natürlich entstandenen Unikaten und
Lagerstätten von Fossilien auch anthropogen erzeugte Lagerstätten
von Lebewesen existieren, die zwar noch nicht im eigentlichen Sinne
des Wortes „versteinert“ sind, aber doch im Sinne des
lateinischen Begriffes fossilis ausgegraben und teilmineralisiert
erhalten gefunden werden können. Zumeist handelt es sich dabei um
mittlerweile vergessene Standorte von mittelalterlichen und
frühindustriellen Tierverwertungen oder Gruppenbeerdigungsstätten
militärischer oder anderer Konflikte, die entweder gezielt gesucht
und angegraben oder aber zufällig bei Strassen-, Wasserleitungs,
Tiefbau-, Bergbau oder Agrarbedingten Erdbewegungen freigelegt
werden.
In solchen neogenen,
anthropogenen Lebenskörper-Sammelstätten sind die
unterschiedlichsten Phänomene der langsamen Gesteinsbildung und
Materialeinbettung zu beobachten, wobei aus der übergelagerten Erde,
Biomasse und inkrustierten Textil-, Leder- und Metallresten, die
langsam oxidieren und deren Oxidationsprodukte in das
Umgebungsmaterial einsickern, Frühstadien der Gesteinsbildung
synthetisiert werden. Diese Frühgesteine sind zumeist aus locker
verklebter, Ton- oder Lehm-artiger Substanz zusammengesetzt, die nach
Bergung und Trocknung leicht bröselig wird und zerfällt und so mehr
oder weniger verwitterte, feste Einbettungsbestandteile, vermutlich
zumeist Knochenbruchstücke, freigibt. Anthropogene
Lebenskörperlagerstätten sind zumeist Erdoberflächennah und
unterliegen somit noch dem Klimaeinfluss, der Wirkung des
einsickernden Regenwassers und periodisch wechselndem Einfluss von
Frost und Hitze – je nach geographischen Standort, oder befinden
sich in Gebäuden wie Hungertürmen oder unter historischen
Fundamenten. Ein solches lockeres Tonmineral mit korrodierten
Metallresten und knochenähnlichen Kalkeinschlüssen ist in der
nachfolgenden Abbildung dargestellt.
SAMMLUNG
Die heute vom Naturkunde-
und Familienhistorischen Museum des CID Institutes am Standort
Weilmünster verwaltete Fossil- und Gesteinssammlung wurde im Laufe
der Jahre 1962 bis 2023 zusammengetragen. Die meisten Fundstücke
sind Originale, die auf familiären Wanderungen, Exkursion und
Reisen, die nicht selten gezielt zu Steinbrüchen, geologischen
Aufschlüssen oder fossilreichen Gesteinsformationen führten,
gefunden und gesammelt wurden. Initiiert waren solche Fossilsuchen in
den ersten Jahren durch die naturkundlich und insbesondere
mineralogisch sehr interessierte spätere Institutsmäzenin Rosemarie
Zanger, die ihre von ihrem Naturkundelehrer H. Wies inspirierte
Naturbegeisterung an ihre gesamte Familie weiterzugeben verstand.
Erste Fossilfunde am
ursprünglichen Wohnort Emmershausen in den frühen 60iger Jahren,
als die Kinder der Familie beim Spielen auf einem Felsen in
unmittelbarer Nachbarschaft der lokalen Tankstelle eine überraschend
ergiebige Fundstelle von Devon-Versteinerungen entdeckten und von
dort unter anderem eindrucksvoll detailliert erhaltene
Brachiopoden-Fossilien zusammentrugen, begründeten die
nachfolgenden, tiefergehenden Studien der Fossilentstehung in ihren
erdgeschichtlichen Zusammenhängen sowie die Exkursions- und
Reiszielplanungen der Familie in den späteren Jahrzehnten. Näheres
dazu ist im in englischer Sprache verfassten einleitenden Kapitel zur
Geschichte der Gründungsjahre des „Waldmuseums Emmershäuser
Hütte“ bis zu dessen Transfer nach Weilmünster in den Jahren 1969
bis 1974 geschrieben sowie in der 2010-2012 erstellten
Institutspublikation „Die Fossilien von Emmershausen“
nachzulesen.
Diese Exkursionen führten
in den Folgejahren an die Ostseeküste, in die Lüneburger Heide und
in den Harz, von wo erste grosse Teile der Feuerstein-Sammlung
zusammengetragen wurden, die später durch weitere Fundstücke aus
Südfrankreich und Spanien ergänzt wurden. Auch einzelne
Perdernal-Fundstücke aus Süd- und Zentralamerika fanden zwischen
1985 und 2002 Zugang zu der Gesamtsammlung, deren exakte
Fundortaufzeichnung aber leider nicht bewahrt wurde, da die Sammlung
in Weilmünster in den Jahren 1980 bis 2002 mehrfach umgelagert und
dabei vermengt worden war.
Weitere Exkursionen in
Deutschland in den 1960iger Jahren hatten die Schwäbische Alb und
die Fränkische Jura zum Ziel. Von diesen naturkundlichen Reisen
stammen insbesondere die Kalksteinfossilien (Ammoniten, Belemniten)
aus den Solnhofener Plattenkalken und solitäre Fundstücke aus
Pottenstein.
Während ab 1977 das
Forschungsinteresse des Weilmünsterer Familienastes sich regional
auf Fossilfundstellen im Lahntal, das in dieser Hinsicht insbesondere
wegen des fossilreichen Runkeler und Villmarer Marmors bekannt war,
konzentrierte, von wo Rosemarie Zanger unter anderem eine kleine
Sammlung von Seelilien-Stielgliedern von einer von ihr neu entdeckten
Fundstelle nahe dem Naturfreundehaus bei Aumenau zusammentrug,
suchten und fanden teilweise auch ihre mittlerweile in Frankfurt
weiterlebenden Angehörigen Fossilien im Gardon- und Ardechetal, an
der katalanischen Felsküste zwischen Altafulla und Tarragona, an der
Costa del Sol südlich Almeria, in den Pyrenäen, dem Baskenland,
Galicien und Nordportugal. Deren weitere Reisen führten diese
anschliessend nach Cuba, Nicaragua und Kolumbien, von wo insbesondere
aus letzterem Land eine grössere Sammlung von
Ammoniten-Versteinerungen aus der Region um Villa de Leyva ab 1985 in
den Bestand des kleinen Privatmuseums in Deutschland überwechselte.
Weitere, leider nicht mehr exakt lokalisierbare Fossilfunde aus
Kolumbien ergänzen diese Sammlung, wobei vermutlich so auch ein
Kohlefossil aus dem späteren El Cerrejon Kohleabbaugelände in der
Sierra Nevada de Santa Marta in das Museum gelangte, das in der
nachfolgenden Abbildung dargestellt ist.
Nach der endgültigen
Niederlassung des CID Institutes in Weilmünster im Juni 2002, dem in
den Folgejahren bis heute die Überarbeitung und Neustrukturierung
der Naturaliensammlung folgte, fokussierten die Naturstudien auf die
direkte Umgebung des Institutes in Weilmünster, das durch
allgegenwärtige, historische Bergbauspuren in seiner frühen
Industrialisierungsgeschichte gezeichnet ist. Fossilfundstellen im
Mehlbachtal und Eppenbachtal wurden untersucht, zwei Publikationen zu
diesen erstellt und diverse Versteinerungs-Fundstücke fanden so den
Weg und bereicherten die bereits existierende Sammlung. Im
Eppenbachtal waren dies Relikte ehemaliger Kalkriff-bewohnender
Lebewesen (Stringocephalus, etc.), an der Grube Mehlbach,
einer ehemaligen, zwischen Eisengruben liegenden Abbaustätte von
Erzen und Edelmetallen („Fahlerz“, Gold und Silber), fanden sich
in abgelagertem Haldenmaterial, dessen Herkunft allerdings unsicher
ist, Cypriniden-Fossilien.
Zahlreiche weitere
Einzelfundstücke in unterschiedlichsten Gesteinen wurden im Laufe
der vergangenen Dekade bei der Überarbeitung und Sichtung der
Sammlung aus dem Gesamt-Mineralbestand heraussortiert, deren
Fundortdaten allerdings nicht mehr wiederherstellbar sind, die aber
vermutlich aus der Region Taunus / Westerwald stammen und von
Bekannten der Institutsmäzenin dieser zugetragen worden sein
könnten. In den nachfolgenden Einzelbetrachtungen wird versucht, die
Fundorte weitgehend zu rekonstruieren und Einzelstücke, die ein und
dieselbe Komposition und Genese aufweisen, zusammengestellt zu
betrachten. Leider wird die exakte Datenbeschreibung dabei aber
unvollständig bleiben müssen oder auf Vermutungen basieren, da die
meisten persönlichen Finder der gesammelten Fossilien nicht mehr
befragt werden können.
Ein kleiner Teil der
Fossilfunde wurde bereits in Schauvitrinen im derzeit im Aufbau
befindlichen Museum des CID Institutes ausgestellt, doch fehlen für
die Präsentation der gesamten Mineralsammlung noch rund ein gutes
Dutzend Vitrinen, die erst noch beschafft werden müssten. Auch der
hier im Aufbau befindliche, digitale Schauraum ist noch sehr
rudimentär angelegt, da einem interessierten internationalen
Fachpublikum, das die Seiten des CID Naturmuseums im Internet
besuchen könnte, eigentlich nur Funde mit eindeutigen
Art-Bestimmungs- und Fundortangaben präsentiert werden können,
nicht aber eine undeterminierte und unetikettierte Gesamtsammlung,
wie sie derzeit in den Schauvitrinen ausgestellt werden kann. Die
virtuellen Schauräume der Fossil-Ausstellung können über die
Hauptseite des CID Instituts-Museum mit der Internetadresse
www.museum-cid.blogspot.de
aufgerufen und am Computerbildschirm begangen werden.
Text und Edition : Dipl. Biol. Peter Zanger
Aktualisation : 19. Juni 2023